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- report zz_test_perf_regex_entities.
- parameters: p_times type i default 1.
- types: ty_nvp_hash type hashed table of ihttpnvp with unique key name,
- ty_nvp_generic_table type any table of ihttpnvp.
- start-of-selection.
- perform start.
- * ---
- form start.
- data: lv_source type string,
- lv_result1 type string,
- lv_result2 type string.
- * Goethe, Dichtung und Wahrheit, erstes Kapitel
- perform get_source changing lv_source.
- do p_times times.
- clear lv_result1.
- perform convert_without_regex using lv_source changing lv_result1.
- clear lv_result2.
- perform convert_with_regex using lv_source changing lv_result2.
- enddo.
- endform. "start
- *----------------------------------------------------------------------*
- form convert_without_regex using iv_text type csequence
- changing ev_text type csequence.
- statics: st_entities type tihttpnvp.
- field-symbols: <ls_entity> type ihttpnvp.
- if st_entities is initial.
- perform initialize_no_regex changing st_entities.
- endif.
- ev_text = iv_text.
- loop at st_entities assigning <ls_entity>.
- replace all occurrences of <ls_entity>-name in ev_text with <ls_entity>-value.
- endloop.
- endform. "convert_without_regex
- *&---------------------------------------------------------------------*
- *& Form convert_with_regex
- *&---------------------------------------------------------------------*
- form convert_with_regex using iv_text type csequence
- changing ev_text type csequence.
- statics: st_entities type ty_nvp_hash,
- so_entity_pattern type ref to cl_abap_regex.
- data: lo_entity_matcher type ref to cl_abap_matcher,
- lv_entity type string.
- field-symbols: <ls_entity> type ihttpnvp.
- if st_entities is initial.
- * Tabelle der zu ersetzenden HTML-Entitäten aufbauen
- perform initialize_regex
- changing so_entity_pattern st_entities.
- endif.
- * Matcher für den zu konvertierenden Text erzeugen
- create object lo_entity_matcher
- exporting
- regex = so_entity_pattern
- text = iv_text.
- * Progressives Matching der HTML-Entitäten
- while lo_entity_matcher->find_next( ) eq abap_true.
- lv_entity = lo_entity_matcher->get_submatch( 0 ).
- read table st_entities assigning <ls_entity>
- with table key name = lv_entity.
- if sy-subrc eq 0.
- lo_entity_matcher->replace_found( <ls_entity>-value ).
- endif.
- endwhile.
- ev_text = lo_entity_matcher->text.
- endform. "convert_with_regex
- * ---
- form initialize_regex
- changing co_entity_pattern type ref to cl_abap_regex
- ct_entities type ty_nvp_hash.
- create object co_entity_pattern
- exporting
- pattern = '&\w+;'.
- perform initialize_html_entities changing ct_entities.
- endform.
- * ---
- form initialize_no_regex
- changing ct_entities type tihttpnvp.
- perform initialize_html_entities changing ct_entities.
- endform.
- *&---------------------------------------------------------------------*
- *& Form initialize_html_entities
- *&---------------------------------------------------------------------*
- form initialize_html_entities
- changing ct_entities type ty_nvp_generic_table.
- data: ls_entity type ihttpnvp.
- define _insert_entity.
- ls_entity-name = &1.
- ls_entity-value = &2.
- insert ls_entity into table ct_entities.
- end-of-definition.
- _insert_entity :
- `&` `&`,
- `"` `"`,
- `‘` `'`,
- `⁄` `/`,
- `<` `<`,
- `>` `>`,
- `¡` `¡`,
- `¢` `¢`,
- `£` `£`,
- `¤` `¤`,
- `¥` `¥`,
- `¦` `¦`,
- `§` `§`,
- `¨` `¨`,
- `©` `©`,
- `ª` `ª`,
- `«` `«`,
- `¬` `¬`,
- `­` ``,
- `®` `®`,
- `¯` `¯`,
- `°` `°`,
- `±` `±`,
- `²` `²`,
- `³` `³`,
- `´` `´`,
- `µ` `µ`,
- `¶` `¶`,
- `·` `·`,
- `¸` `¸`,
- `¹` `¹`,
- `º` `º`,
- `»` `»`,
- `¼` `¼`,
- `½` `½`,
- `¾` `¾`,
- `¿` `¿`,
- `À` `À`,
- `Á` `Á`,
- `Â` `Â`,
- `Ã` `Ã`,
- `Ä` `Ä`,
- `Å` `Å`,
- `Æ` `Æ`,
- `Ç` `Ç`,
- `È` `È`,
- `É` `É`,
- `Ê` `Ê`,
- `Ë` `Ë`,
- `Ì` `Ì`,
- `Í` `Í`,
- `Î` `Î`,
- `Ï` `Ï`,
- `Ð` `Ð`,
- `Ñ` `Ñ`,
- `Ò` `Ò`,
- `Ó` `Ó`,
- `Ô` `Ô`,
- `Õ` `Õ`,
- `Ö` `Ö`,
- `×` `×`,
- `Ø` `Ø`,
- `Ù` `Ù`,
- `Ú` `Ú`,
- `Û` `Û`,
- `Ü` `Ü`,
- `Ý` `Ý`,
- `Þ` `Þ`,
- `ß` `ß`,
- `à` `à`,
- `á` `á`,
- `â` `â`,
- `ã` `ã`,
- `ä` `ä`,
- `å` `å`,
- `æ` `æ`,
- `ç` `ç`,
- `è` `è`,
- `é` `é`,
- `ê` `ê`,
- `ë` `ë`,
- `ì` `ì`,
- `í` `í`,
- `î` `î`,
- `ï` `ï`,
- `ð` `ð`,
- `ñ` `ñ`,
- `ò` `ò`,
- `ó` `ó`,
- `ô` `ô`,
- `õ` `õ`,
- `ö` `ö`,
- `÷` `÷`,
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- `ù` `ù`,
- `ú` `ú`,
- `û` `û`,
- `ü` `ü`,
- `ý` `ý`,
- `þ` `þ`.
- endform. "initialize_html_entities
- * ---
- form get_source changing cv_source.
- define _add.
- concatenate cv_source &1 into cv_source separated by space.
- end-of-definition.
- _add :
- `Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlage zwölf, kam ich in`,
- `Frankfurt am Main auf die Welt. Die Konstellation war glücklich; die`,
- `Sonne stand im Zeichen der Jungfrau, und kulminierte für den Tag;`,
- `Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig;`,
- `Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig: nur der Mond, der soeben`,
- `voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich`,
- `seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher meiner`,
- `Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis diese Stunde`,
- `vorübergegangen.`,
- ``,
- `Diese guten Aspekten, welche mir die Astrologen in der Folgezeit sehr`,
- `hoch anzurechnen wußten, mögen wohl Ursache an meiner Erhaltung gewesen`,
- `sein: denn durch Ungeschicklichkeit der Hebamme kam ich für tot auf die`,
- `Welt, und nur durch vielfache Bemühungen brachte man es dahin, daß ich`,
- `das Licht erblickte. Dieser Umstand, welcher die Meinigen in große Not`,
- `versetzt hatte, gereichte jedoch meinen Mitbürgern zum Vorteil, indem`,
- `mein Großvater, der Schultheiß Johann Wolfgang Textor, daher Anlaß nahm,`,
- `daß ein Geburtshelfer angestellt, und der Hebammenunterricht eingeführt`,
- `oder erneuert wurde; welches denn manchem der Nachgebornen mag zugute`,
- `gekommen sein.`,
- ``,
- `Wenn man sich erinnern will, was uns in der frühsten Zeit der Jugend`,
- `begegnet ist, so kommt man oft in den Fall dasjenige, was wir von andern`,
- `gehört, mit dem zu verwechseln, was wir wirklich aus eigner anschauender`,
- `Erfahrung besitzen. Ohne also hierüber eine genaue Untersuchung`,
- `anzustellen, welche ohnehin zu nichts führen kann, bin ich mir bewußt,`,
- `daß wir in einem alten Hause wohnten, welches eigentlich aus zwei`,
- `durchgebrochenen Häusern bestand. Eine turmartige Treppe führte zu`,
- `unzusammenhängenden Zimmern, und die Ungleichheit der Stockwerke war`,
- `durch Stufen ausgeglichen. Für uns Kinder, eine jüngere Schwester und`,
- `mich, war die untere weitläuftige Hausflur der liebste Raum, welche`,
- `neben der Türe ein großes hölzernes Gitterwerk hatte, wodurch man`,
- `unmittelbar mit der Straße und der freien Luft in Verbindung kam. Einen`,
- `solchen Vogelbauer, mit dem viele Häuser versehen waren, nannte man ein`,
- `Geräms. Die Frauen saßen darin, um zu nähen und zu stricken; die Köchin`,
- `las ihren Salat; die Nachbarinnen besprachen sich von daher miteinander,`,
- `und die Straßen gewannen dadurch in der guten Jahrszeit ein südliches`,
- `Ansehen. Man fühlte sich frei, indem man mit dem Öffentlichen vertraut`,
- `war. So kamen auch durch diese Gerämse die Kinder mit den Nachbarn in`,
- `Verbindung, und mich gewannen drei gegenüber wohnende Brüder von`,
- `Ochsenstein, hinterlassene Söhne des verstorbenen Schultheißen, gar`,
- `lieb, und beschäftigten und neckten sich mit mir auf mancherlei Weise.`,
- ``,
- `Die Meinigen erzählten gern allerlei Eulenspiegeleien, zu denen mich`,
- `jene sonst ernsten und einsamen Männer angereizt. Ich führe nur einen`,
- `von diesen Streichen an. Es war eben Topfmarkt gewesen, und man hatte`,
- `nicht allein die Küche für die nächste Zeit mit solchen Waren versorgt,`,
- `sondern auch uns Kindern dergleichen Geschirr im kleinen zu spielender`,
- `Beschäftigung eingekauft. An einem schönen Nachmittag, da alles ruhig im`,
- `Hause war, trieb ich im Geräms mit meinen Schüsseln und Töpfen mein`,
- `Wesen, und da weiter nichts dabei herauskommen wollte, warf ich ein`,
- `Geschirr auf die Straße und freute mich, daß es so lustig zerbrach. Die`,
- `von Ochsenstein, welche sahen, wie ich mich daran ergetzte, daß ich so`,
- `gar fröhlich in die Händchen patschte, riefen: »Noch mehr!« Ich säumte`,
- `nicht, sogleich einen Topf, und auf immer fortwährendes Rufen: »Noch`,
- `mehr!« nach und nach sämtliche Schüsselchen, Tiegelchen, Kännchen gegen`,
- `das Pflaster zu schleudern. Meine Nachbarn fuhren fort, ihren`,
- `Beifall zu bezeigen, und ich war höchlich froh, ihnen Vergnügen zu`,
- `machen. Mein Vorrat aber war aufgezehrt, und sie riefen immer: »Noch`,
- `mehr!« Ich eilte daher stracks in die Küche und holte die irdenen`,
- `Teller, welche nun freilich im Zerbrechen noch ein lustigeres Schauspiel`,
- `gaben; und so lief ich hin und wider, brachte einen Teller nach dem`,
- `andern, wie ich sie auf dem Topfbrett der Reihe nach erreichen konnte,`,
- `und weil sich jene gar nicht zufrieden gaben, so stürzte ich alles, was`,
- `ich von Geschirr erschleppen konnte, in gleiches Verderben. Nur später`,
- `erschien jemand, zu hindern und zu wehren. Das Unglück war geschehen,`,
- `und man hatte für so viel zerbrochene Töpferware wenigstens eine lustige`,
- `Geschichte, an der sich besonders die schalkischen Urheber bis an ihr`,
- `Lebensende ergetzten.`,
- ``,
- `Meines Vaters Mutter, bei der wir eigentlich im Hause wohnten, lebte in`,
- `einem großen Zimmer hinten hinaus, unmittelbar an der Hausflur, und wir`,
- `pflegten unsere Spiele bis an ihren Sessel, ja, wenn sie krank war, bis`,
- `an ihr Bett hin auszudehnen. Ich erinnere mich ihrer gleichsam als eines`,
- `Geistes, als einer schönen, hagern, immer weiß und reinlich gekleideten`,
- `Frau. Sanft, freundlich, wohlwollend ist sie mir im Gedächtnis`,
- `geblieben.`,
- ``,
- `Wir hatten die Straße, in welcher unser Haus lag, den Hirschgraben`,
- `nennen hören; da wir aber weder Graben noch Hirsche sahen, so wollten`,
- `wir diesen Ausdruck erklärt wissen. Man erzählte sodann, unser Haus`,
- `stehe auf einem Raum, der sonst außerhalb der Stadt gelegen, und da, wo`,
- `jetzt die Straße sich befinde, sei ehmals ein Graben gewesen, in welchem`,
- `eine Anzahl Hirsche unterhalten worden. Man habe diese Tiere hier`,
- `bewahrt und genährt, weil nach einem alten Herkommen der Senat alle`,
- `Jahre einen Hirsch öffentlich verspeiset, den man denn für einen solchen`,
- `Festtag hier im Graben immer zur Hand gehabt, wenn auch auswärts Fürsten`,
- `und Ritter der Stadt ihre Jagdbefugnis verkümmerten und störten, oder`,
- `wohl gar Feinde die Stadt eingeschlossen oder belagert hielten. Dies`,
- `gefiel uns sehr, und wir wünschten, eine solche zahme Wildbahn wäre auch`,
- `noch bei unsern Zeiten zu sehen gewesen.`,
- ``,
- `Die Hinterseite des Hauses hatte, besonders aus dem oberen Stock,`,
- `eine sehr angenehme Aussicht über eine beinah unabsehbare Fläche von`,
- `Nachbarsgärten, die sich bis an die Stadtmauern verbreiteten. Leider`,
- `aber war, bei Verwandlung der sonst hier befindlichen Gemeindeplätze in`,
- `Hausgärten, unser Haus und noch einige andere, die gegen die Straßenecke`,
- `zu lagen, sehr verkürzt worden, indem die Häuser vom Roßmarkt her`,
- `weitläufige Hintergebäude und große Gärten sich zueigneten, wir aber uns`,
- `durch eine ziemlich hohe Mauer unsres Hofes von diesen so nah gelegenen`,
- `Paradiesen ausgeschlossen sahen.`,
- ``,
- `Im zweiten Stock befand sich ein Zimmer, welches man das Gartenzimmer`,
- `nannte, weil man sich daselbst durch wenige Gewächse vor dem Fenster den`,
- `Mangel eines Gartens zu ersetzen gesucht hatte. Dort war, wie ich`,
- `heranwuchs, mein liebster, zwar nicht trauriger, aber doch sehnsüchtiger`,
- `Aufenthalt. Über jene Gärten hinaus, über Stadtmauern und Wälle sah man`,
- `in eine schöne fruchtbare Ebene; es ist die, welche sich nach Höchst`,
- `hinzieht. Dort lernte ich Sommerszeit gewöhnlich meine Lektionen,`,
- `wartete die Gewitter ab, und konnte mich an der untergehenden Sonne,`,
- `gegen welche die Fenster gerade gerichtet waren, nicht satt genug sehen.`,
- `Da ich aber zu gleicher Zeit die Nachbarn in ihren Gärten wandeln und`,
- `ihre Blumen besorgen, die Kinder spielen, die Gesellschaften sich`,
- `ergetzen sah, die Kegelkugeln rollen und die Kegel fallen hörte: so`,
- `erregte dies frühzeitig in mir ein Gefühl der Einsamkeit und einer`,
- `daraus entspringenden Sehnsucht, das, dem von der Natur in mich gelegten`,
- `Ernsten und Ahndungsvollen entsprechend, seinen Einfluß gar bald und in`,
- `der Folge noch deutlicher zeigte.`,
- ``,
- `Die alte, winkelhafte, an vielen Stellen düstere Beschaffenheit des`,
- `Hauses war übrigens geeignet, Schauer und Furcht in kindlichen Gemütern`,
- `zu erwecken. Unglücklicherweise hatte man noch die Erziehungsmaxime, den`,
- `Kindern frühzeitig alle Furcht vor dem Ahnungsvollen und Unsichtbaren zu`,
- `benehmen und sie an das Schauderhafte zu gewöhnen. Wir Kinder sollten`,
- `daher allein schlafen, und wenn uns dieses unmöglich fiel, und wir uns`,
- `sacht aus den Betten hervormachten und die Gesellschaft der Bedienten`,
- `und Mägde suchten, so stellte sich, in umgewandtem Schlafrock und `,
- `also für uns verkleidet genug, der Vater in den Weg und schreckte uns in`,
- `unsere Ruhestätte zurück. Die daraus entspringende üble Wirkung denkt`,
- `sich jedermann. Wie soll derjenige die Furcht los werden, den man`,
- `zwischen ein doppeltes Furchtbare einklemmt? Meine Mutter, stets heiter`,
- `und froh, und andern das gleiche gönnend, erfand eine bessere`,
- `pädagogische Auskunft. Sie wußte ihren Zweck durch Belohnungen zu`,
- `erreichen. Es war die Zeit der Pfirschen, deren reichlichen Genuß sie`,
- `uns jeden Morgen versprach, wenn wir nachts die Furcht überwunden`,
- `hätten. Es gelang, und beide Teile waren zufrieden.`,
- ``,
- `Innerhalb des Hauses zog meinen Blick am meisten eine Reihe römischer`,
- `Prospekte auf sich, mit welchen der Vater einen Vorsaal ausgeschmückt`,
- `hatte, gestochen von einigen geschickten Vorgängern des Piranesi, die`,
- `sich auf Architektur und Perspektive wohl verstanden, und deren Nadel`,
- `sehr deutlich und schätzbar ist. Hier sah ich täglich die Piazza del`,
- `Popolo, das Coliseo, den Petersplatz, die Peterskirche von außen und`,
- `innen, die Engelsburg und so manches andere. Diese Gestalten drückten`,
- `sich tief bei mir ein, und der sonst sehr lakonische Vater hatte wohl`,
- `manchmal die Gefälligkeit, eine Beschreibung des Gegenstandes vernehmen`,
- `zu lassen. Seine Vorliebe für die italienische Sprache und für alles,`,
- `was sich auf jenes Land bezieht, war sehr ausgesprochen. Eine kleine`,
- `Marmor- und Naturaliensammlung, die er von dorther mitgebracht, zeigte`,
- `er uns auch manchmal vor, und einen großen Teil seiner Zeit verwendete`,
- `er auf seine italienisch verfaßte Reisebeschreibung, deren Abschrift und`,
- `Redaktion er eigenhändig, heftweise, langsam und genau ausfertigte. Ein`,
- `alter heiterer italienischer Sprachmeister, Giovinazzi genannt, war ihm`,
- `daran behülflich. Auch sang der Alte nicht übel, und meine Mutter mußte`,
- `sich bequemen, ihn und sich selbst mit dem Klaviere täglich zu`,
- `akkompagnieren; da ich denn das »Solitario bosco ombroso« bald kennen`,
- `lernte, und auswendig wußte, ehe ich es verstand.`,
- ``,
- `Mein Vater war überhaupt lehrhafter Natur, und bei seiner Entfernung von`,
- `Geschäften wollte er gern dasjenige, was er wußte und vermochte, auf`,
- `andre übertragen. So hatte er meine Mutter in den ersten Jahren`,
- `ihrer Verheiratung zum fleißigen Schreiben angehalten, wie zum`,
- `Klavierspielen und Singen; wobei sie sich genötigt sah, auch in der`,
- `italienischen Sprache einige Kenntnis und notdürftige Fertigkeit zu`,
- `erwerben.`,
- ``,
- `Gewöhnlich hielten wir uns in allen unsern Freistunden zur Großmutter,`,
- `in deren geräumigem Wohnzimmer wir hinlänglich Platz zu unsern Spielen`,
- `fanden. Sie wußte uns mit allerlei Kleinigkeiten zu beschäftigen, und`,
- `mit allerlei guten Bissen zu erquicken. An einem Weihnachtsabende jedoch`,
- `setzte sie allen ihren Wohltaten die Krone auf, indem sie uns ein`,
- `Puppenspiel vorstellen ließ, und so in dem alten Hause eine neue Welt`,
- `erschuf. Dieses unerwartete Schauspiel zog die jungen Gemüter mit Gewalt`,
- `an sich; besonders auf den Knaben machte es einen sehr starken Eindruck,`,
- `der in eine große langdauernde Wirkung nachklang.`,
- ``,
- `Die kleine Bühne mit ihrem stummen Personal, die man uns anfangs nur`,
- `vorgezeigt hatte, nachher aber zu eigner Übung und dramatischer Belebung`,
- `übergab, mußte uns Kindern um so viel werter sein, als es das letzte`,
- `Vermächtnis unserer guten Großmutter war, die bald darauf durch`,
- `zunehmende Krankheit unsern Augen erst entzogen, und dann für immer`,
- `durch den Tod entrissen wurde. Ihr Abscheiden war für die Familie von`,
- `desto größerer Bedeutung, als es eine völlige Veränderung in dem`,
- `Zustande derselben nach sich zog.`,
- ``,
- `Solange die Großmutter lebte, hatte mein Vater sich gehütet, nur das`,
- `mindeste im Hause zu verändern oder zu erneuern; aber man wußte wohl,`,
- `daß er sich zu einem Hauptbau vorbereitete, der nunmehr auch sogleich`,
- `vorgenommen wurde. In Frankfurt, wie in mehrern alten Städten, hatte man`,
- `bei Aufführung hölzerner Gebäude, um Platz zu gewinnen, sich erlaubt,`,
- `nicht allein mit dem ersten, sondern auch mit den folgenden Stocken`,
- `überzubauen; wodurch denn freilich besonders enge Straßen etwas Düsteres`,
- `und Ängstliches bekamen. Endlich ging ein Gesetz durch, daß, wer ein`,
- `neues Haus von Grund auf baue, nur mit dem ersten Stock über das`,
- `Fundament herausrücken dürfe, die übrigen aber senkrecht aufführen`,
- `müsse. Mein Vater, um den vorspringenden Raum im zweiten Stock auch`,
- `nicht aufzugeben, wenig bekümmert um äußeres architektonisches Ansehen,`,
- `und nur um innere gute und bequeme Einrichtung besorgt, bediente sich,`,
- `wie schon mehrere vor ihm getan, der Ausflucht, die oberen Teile des`,
- `Hauses zu unterstützen und von unten herauf einen nach dem andern`,
- `wegzunehmen, und das Neue gleichsam einzuschalten, so daß, wenn zuletzt`,
- `gewissermaßen nichts von dem Alten übrig blieb, der ganz neue Bau noch`,
- `immer für eine Reparatur gelten konnte. Da nun also das Einreißen und`,
- `Aufrichten allmählich geschah, so hatte mein Vater sich vorgenommen,`,
- `nicht aus dem Hause zu weichen, um desto besser die Aufsicht zu führen`,
- `und die Anleitung geben zu können: denn aufs Technische des Baues`,
- `verstand er sich ganz gut; dabei wollte er aber auch seine Familie nicht`,
- `von sich lassen. Diese neue Epoche war den Kindern sehr überraschend und`,
- `sonderbar. Die Zimmer, in denen man sie oft enge genug gehalten und mit`,
- `wenig erfreulichem Lernen und Arbeiten geängstigt, die Gänge, auf denen`,
- `sie gespielt, die Wände, für deren Reinlichkeit und Erhaltung man sonst`,
- `so sehr gesorgt, alles das vor der Hacke des Maurers, vor dem Beile des`,
- `Zimmermanns fallen zu sehen, und zwar von unten herauf, und indessen`,
- `oben auf unterstützten Balken gleichsam in der Luft zu schweben, und`,
- `dabei immer noch zu einer gewissen Lektion, zu einer bestimmten Arbeit`,
- `angehalten zu werden # dieses alles brachte eine Verwirrung in den`,
- `jungen Köpfen hervor, die sich so leicht nicht wieder ins gleiche setzen`,
- `ließ. Doch wurde die Unbequemlichkeit von der Jugend weniger empfunden,`,
- `weil ihr etwas mehr Spielraum als bisher und manche Gelegenheit, sich`,
- `auf Balken zu schaukeln und auf Brettern zu schwingen, gelassen ward.`,
- ``,
- `Hartnäckig setzte der Vater die erste Zeit seinen Plan durch; doch als`,
- `zuletzt auch das Dach teilweise abgetragen wurde, und, ohngeachtet alles`,
- `übergespannten Wachstuches von abgenommenen Tapeten, der Regen bis zu`,
- `unsern Betten gelangte: so entschloß er sich, obgleich ungern, die`,
- `Kinder wohlwollenden Freunden, welche sich schon früher dazu erboten`,
- `hatten, auf eine Zeitlang zu überlassen und sie in eine öffentliche`,
- `Schule zu schicken.`,
- ``,
- `Dieser Übergang hatte manches Unangenehme: denn indem man die`,
- `bisher zu Hause abgesondert, reinlich, edel, obgleich streng gehaltenen`,
- `Kinder unter eine rohe Masse von jungen Geschöpfen hinunterstieß, so`,
- `hatten sie vom Gemeinen, Schlechten, ja Niederträchtigen ganz unerwartet`,
- `alles zu leiden, weil sie aller Waffen und aller Fähigkeit ermangelten,`,
- `sich dagegen zu schützen.`,
- ``,
- `Um diese Zeit war es eigentlich, daß ich meine Vaterstadt zuerst gewahr`,
- `wurde: wie ich denn nach und nach immer freier und ungehinderter, teils`,
- `allein, teils mit muntern Gespielen, darin auf und ab wandelte. Um den`,
- `Eindruck, den diese ernsten und würdigen Umgebungen auf mich machten,`,
- `einigermaßen mitzuteilen, muß ich hier mit der Schilderung meines`,
- `Geburtsortes vorgreifen, wie er sich in seinen verschiedenen Teilen`,
- `allmählich vor mir entwickelte. Am liebsten spazierte ich auf der großen`,
- `Mainbrücke. Ihre Länge, ihre Festigkeit, ihr gutes Ansehen machte sie zu`,
- `einem bemerkenswerten Bauwerk; auch ist es aus früherer Zeit beinahe das`,
- `einzige Denkmal jener Vorsorge, welche die weltliche Obrigkeit ihren`,
- `Bürgern schuldig ist. Der schöne Fluß auf- und abwärts zog meine Blicke`,
- `nach sich; und wenn auf dem Brückenkreuz der goldene Hahn im`,
- `Sonnenschein glänzte, so war es mir immer eine erfreuliche Empfindung.`,
- `Gewöhnlich ward alsdann durch Sachsenhausen spaziert, und die Überfahrt`,
- `für einen Kreuzer gar behaglich genossen. Da befand man sich nun wieder`,
- `diesseits, da schlich man zum Weinmarkte, bewunderte den Mechanismus der`,
- `Krane, wenn Waren ausgeladen wurden; besonders aber unterhielt uns die`,
- `Ankunft der Marktschiffe, wo man so mancherlei und mitunter so seltsame`,
- `Figuren aussteigen sah. Ging es nun in die Stadt herein, so ward`,
- `jederzeit der Saalhof, der wenigstens an der Stelle stand, wo die Burg`,
- `Kaiser Karls des Großen und seiner Nachfolger gewesen sein sollte,`,
- `ehrfurchtsvoll gegrüßt. Man verlor sich in die alte Gewerbstadt, und`,
- `besonders Markttages gern in dem Gewühl, das sich um die`,
- `Bartholomäuskirche herum versammelte. Hier hatte sich, von den frühsten`,
- `Zeiten an, die Menge der Verkäufer und Krämer übereinander gedrängt, und`,
- `wegen einer solchen Besitznahme konnte nicht leicht in den neuern Zeiten`,
- `eine geräumige und heitere Anstalt Platz finden. Die Buden des`,
- `sogenannten Pfarreisen waren uns Kindern sehr bedeutend, und wir trugen`,
- `manchen Batzen hin, um uns farbige, mit goldenen Tieren bedruckte Bogen`,
- `anzuschaffen. Nur selten aber mochte man sich über den beschränkten,`,
- `vollgepfropften und unreinlichen Marktplatz hindrängen. So erinnere ich`,
- `mich auch, daß ich immer mit Entsetzen vor den daranstoßenden engen und`,
- `häßlichen Fleischbänken geflohen bin. Der Römerberg war ein desto`,
- `angenehmerer Spazierplatz. Der Weg nach der neuen Stadt, durch die Neue`,
- `Kräme, war immer aufheiternd und ergetzlich; nur verdroß es uns, daß`,
- `nicht neben der Liebfrauenkirche eine Straße nach der Zeile zuging, und`,
- `wir immer den großen Umweg durch die Hasengasse oder die`,
- `Katharinenpforte machen mußten. Was aber die Aufmerksamkeit des Kindes`,
- `am meisten an sich zog, waren die vielen kleinen Städte in der Stadt,`,
- `die Festungen in der Festung, die ummauerten Klosterbezirke nämlich, und`,
- `die aus frühern Jahrhunderten noch übrigen mehr oder minder burgartigen`,
- `Räume: so der Nürnberger Hof, das Kompostell, das Braunfels, das`,
- `Stammhaus derer von Stallburg, und mehrere in den spätern Zeiten zu`,
- `Wohnungen und Gewerbsbenutzungen eingerichtete Festen. Nichts`,
- `architektonisch Erhebendes war damals in Frankfurt zu sehen: alles`,
- `deutete auf eine längst vergangne, für Stadt und Gegend sehr unruhige`,
- `Zeit. Pforten und Türme, welche die Grenze der alten Stadt bezeichneten,`,
- `dann weiterhin abermals Pforten, Türme, Mauern, Brücken, Wälle, Gräben,`,
- `womit die neue Stadt umschlossen war, alles sprach noch zu deutlich aus,`,
- `daß die Notwendigkeit, in unruhigen Zeiten dem Gemeinwesen Sicherheit zu`,
- `verschaffen, diese Anstalten hervorgebracht, daß die Plätze, die`,
- `Straßen, selbst die neuen, breiter und schöner angelegten, alle nur dem`,
- `Zufall und der Willkür und keinem regelnden Geiste ihren Ursprung zu`,
- `danken hatten. Eine gewisse Neigung zum Altertümlichen setzte sich bei`,
- `dem Knaben fest, welche besonders durch alte Chroniken, Holzschnitte,`,
- `wie z.B. den Graveschen von der Belagerung von Frankfurt, genährt und`,
- `begünstigt wurde; wobei noch eine andre Lust, bloß menschliche Zustände`,
- `in ihrer Mannigfaltigkeit und Natürlichkeit, ohne weitern Anspruch`,
- `auf Interesse oder Schönheit, zu erfassen, sich hervortat. So war es`,
- `eine von unsern liebsten Promenaden, die wir uns des Jahrs ein paarmal`,
- `zu verschaffen suchten, inwendig auf dem Gange der Stadtmauer`,
- `herzuspazieren. Gärten, Höfe, Hintergebäude ziehen sich bis an den`,
- `Zwinger heran; man sieht mehreren tausend Menschen in ihre häuslichen,`,
- `kleinen, abgeschlossenen, verborgenen Zustände. Von dem Putz- und`,
- `Schaugarten des Reichen zu den Obstgärten des für seinen Nutzen`,
- `besorgten Bürgers, von da zu Fabriken, Bleichplätzen und ähnlichen`,
- `Anstalten, ja bis zum Gottesacker selbst # denn eine kleine Welt lag`,
- `innerhalb des Bezirks der Stadt # ging man an dem mannigfaltigsten,`,
- `wunderlichsten, mit jedem Schritt sich verändernden Schauspiel vorbei,`,
- `an dem unsere kindische Neugier sich nicht genug ergetzen konnte. Denn`,
- `fürwahr, der bekannte hinkende Teufel, als er für seinen Freund die`,
- `Dächer von Madrid in der Nacht abhob, hat kaum mehr für diesen`,
- `geleistet, als hier vor uns unter freiem Himmel, bei hellem`,
- `Sonnenschein, getan war. Die Schlüssel, deren man sich auf diesem Wege`,
- `bedienen mußte, um durch mancherlei Türme, Treppen und Pförtchen`,
- `durchzukommen, waren in den Händen der Zeugherren, und wir verfehlten`,
- `nicht, ihren Subalternen aufs beste zu schmeicheln.`,
- ``,
- `Bedeutender noch und in einem andern Sinne fruchtbarer blieb für uns das`,
- `Rathaus, der Römer genannt. In seinen untern, gewölbähnlichen Hallen`,
- `verloren wir uns gar zu gerne. Wir verschafften uns Eintritt in das`,
- `große, höchst einfache Sessionszimmer des Rates. Bis auf eine gewisse`,
- `Höhe getäfelt, waren übrigens die Wände so wie die Wölbung weiß, und das`,
- `Ganze ohne Spur von Malerei oder irgend einem Bildwerk. Nur an der`,
- `mittelsten Wand in der Höhe las man die kurze Inschrift:`,
- ``,
- `Eines Manns Rede`,
- ``,
- `Ist keines Manns Rede:`,
- ``,
- `Man soll sie billig hören Beede.`,
- ``,
- `Nach der altertümlichsten Art waren für die Glieder dieser Versammlung`,
- `Bänke ringsumher an der Vertäfelung angebracht und um eine Stufe von dem`,
- `Boden erhöht. Da begriffen wir leicht, warum die Rangordnung unsres`,
- `Senats nach Bänken eingeteilt sei. Von der Türe linker Hand bis in`,
- `die gegenüberstehende Ecke, als auf der ersten Bank, saßen die Schöffen,`,
- `in der Ecke selbst der Schultheiß, der einzige, der ein kleines`,
- `Tischchen vor sich hatte; zu seiner Linken bis gegen die Fensterseite`,
- `saßen nunmehr die Herren der zweiten Bank; an den Fenstern her zog sich`,
- `die dritte Bank, welche die Handwerker einnahmen; in der Mitte des Saals`,
- `stand ein Tisch für den Protokollführer.`,
- ``,
- `Waren wir einmal im Römer, so mischten wir uns auch wohl in das Gedränge`,
- `vor den burgemeisterlichen Audienzen. Aber größeren Reiz hatte alles,`,
- `was sich auf Wahl und Krönung der Kaiser bezog. Wir wußten uns die Gunst`,
- `der Schließer zu verschaffen, um die neue, heitre, in Fresko gemalte,`,
- `sonst durch ein Gitter verschlossene Kaisertreppe hinaufsteigen zu`,
- `dürfen. Das mit Purpurtapeten und wunderlich verschnörkelten Goldleisten`,
- `verzierte Wahlzimmer flößte uns Ehrfurcht ein. Die Türstücke, auf`,
- `welchen kleine Kinder oder Genien, mit dem kaiserlichen Ornat bekleidet,`,
- `und belastet mit den Reichsinsignien, eine gar wunderliche Figur`,
- `spielen, betrachteten wir mit großer Aufmerksamkeit, und hofften wohl`,
- `auch noch einmal eine Krönung mit Augen zu erleben. Aus dem großen`,
- `Kaisersaale konnte man uns nur mit sehr vieler Mühe wieder`,
- `herausbringen, wenn es uns einmal geglückt war, hineinzuschlüpfen; und`,
- `wir hielten denjenigen für unsern wahrsten Freund, der uns bei den`,
- `Brustbildern der sämtlichen Kaiser, die in einer gewissen Höhe umher`,
- `gemalt waren, etwas von ihren Taten erzählen mochte.`,
- ``,
- `Von Karl dem Großen vernahmen wir manches Märchenhafte; aber das`,
- `Historisch-Interessante für uns fing erst mit Rudolf von Habsburg an,`,
- `der durch seine Mannheit so großen Verwirrungen ein Ende gemacht. Auch`,
- `Karl der Vierte zog unsre Aufmerksamkeit an sich. Wir hatten schon von`,
- `der Goldnen Bulle und der Peinlichen Halsgerichtsordnung gehört, auch`,
- `daß er den Frankfurtern ihre Anhänglichkeit an seinen edlen Gegenkaiser,`,
- `Günther von Schwarzburg, nicht entgelten ließ. Maximilianen hörten wir`,
- `als einen Menschen- und Bürgerfreund loben, und daß von ihm prophezeit`,
- `worden, er werde der letzte Kaiser aus einem deutschen Hause sein;`,
- `welches denn auch leider eingetroffen, indem nach seinem Tode die Wahl`,
- `nur zwischen dem König von Spanien, Karl dem Fünften, und dem König von`,
- `Frankreich, Franz dem Ersten, geschwankt habe. Bedenklich fügte man`,
- `hinzu, daß nun abermals eine solche Weissagung oder vielmehr`,
- `Vorbedeutung umgehe: denn es sei augenfällig, daß nur noch Platz für das`,
- `Bild eines Kaisers übrig bleibe; ein Umstand, der, obgleich zufällig`,
- `scheinend, die Patriotischgesinnten mit Besorgnis erfülle.`,
- ``,
- `Wenn wir nun so einmal unsern Umgang hielten, verfehlten wir auch nicht,`,
- `uns nach dem Dom zu begeben und daselbst das Grab jenes braven, von`,
- `Freund und Feinden geschätzten Günther zu besuchen. Der merkwürdige`,
- `Stein, der es ehmals bedeckte, ist in dem Chor aufgerichtet. Die gleich`,
- `daneben befindliche Türe, welche ins Konklave führt blieb uns lange`,
- `verschlossen, bis wir endlich durch die obern Behörden auch den Eintritt`,
- `in diesen so bedeutenden Ort zu erlangen wußten. Allein wir hätten`,
- `besser getan, ihn durch unsre Einbildungskraft, wie bisher, auszumalen:`,
- `denn wir fanden diesen in der deutschen Geschichte so merkwürdigen Raum,`,
- `wo die mächtigsten Fürsten sich zu einer Handlung von solcher`,
- `Wichtigkeit zu versammlen pflegten, keinesweges würdig ausgeziert,`,
- `sondern noch obenein mit Balken, Stangen, Gerüsten und anderem solchen`,
- `Gesperr, das man beiseitesetzen wollte, verunstaltet. Desto mehr ward`,
- `unsere Einbildungskraft angeregt und das Herz uns erhoben, als wir kurz`,
- `nachher die Erlaubnis erhielten, beim Vorzeigen der Goldnen Bulle an`,
- `einige vornehme Fremden auf dem Rathause gegenwärtig zu sein.`,
- ``,
- `Mit vieler Begierde vernahm der Knabe sodann, was ihm die Seinigen so`,
- `wie ältere Verwandte und Bekannte gern erzählten und wiederholten, die`,
- `Geschichten der zuletzt kurz auf einander gefolgten Krönungen: denn es`,
- `war kein Frankfurter von einem gewissen Alter, der nicht diese beiden`,
- `Ereignisse, und was sie begleitete, für den Gipfel seines Lebens`,
- `gehalten hätte. So prächtig die Krönung Karls des Siebenten gewesen war,`,
- `bei welcher besonders der französische Gesandte, mit Kosten und`,
- `Geschmack, herrliche Feste gegeben, so war doch die Folge für den guten`,
- `Kaiser desto trauriger, der seine Residenz München nicht behaupten`,
- `konnte und gewissermaßen die Gastfreiheit seiner Reichsstädter anflehen`,
- `mußte.`,
- ``,
- `War die Krönung Franz' des Ersten nicht so auffallend prächtig wie jene,`,
- `so wurde sie doch durch die Gegenwart der Kaiserin Maria Theresia`,
- `verherrlicht, deren Schönheit ebenso einen großen Eindruck auf die`,
- `Männer scheint gemacht zu haben, als die ernste würdige Gestalt und die`,
- `blauen Augen Karls des Siebenten auf die Frauen. Wenigstens wetteiferten`,
- `beide Geschlechter, dem aufhorchenden Knaben einen höchst vorteilhaften`,
- `Begriff von jenen beiden Personen beizubringen. Alle diese`,
- `Beschreibungen und Erzählungen geschahen mit heitrem und beruhigtem`,
- `Gemüt: denn der Aachner Friede hatte für den Augenblick aller Fehde ein`,
- `Ende gemacht, und wie von jenen Feierlichkeiten, so sprach man mit`,
- `Behaglichkeit von den vorübergegangenen Kriegszügen, von der Schlacht`,
- `bei Dettingen, und was die merkwürdigsten Begebenheiten der verflossenen`,
- `Jahre mehr sein mochten; und alles Bedeutende und Gefährliche schien,`,
- `wie es nach einem abgeschlossenen Frieden zu gehen pflegt, sich nur`,
- `ereignet zu haben, um glücklichen und sorgenfreien Menschen zur`,
- `Unterhaltung zu dienen.`,
- ``,
- `Hatte man in einer solchen patriotischen Beschränkung kaum ein halbes`,
- `Jahr hingebracht, so traten schon die Messen wieder ein, welche in den`,
- `sämtlichen Kinderköpfen jederzeit eine unglaubliche Gärung`,
- `hervorbrachten. Eine durch Erbauung so vieler Buden innerhalb der Stadt`,
- `in weniger Zeit entspringende neue Stadt, das Wogen und Treiben, das`,
- `Abladen und Auspacken der Waren erregte von den ersten Momenten des`,
- `Bewußtseins an eine unbezwinglich tätige Neugierde und ein unbegrenztes`,
- `Verlangen nach kindischem Besitz, das der Knabe mit wachsenden Jahren,`,
- `bald auf diese bald auf jene Weise, wie es die Kräfte seines kleinen`,
- `Beutels erlauben wollten, zu befriedigen suchte. Zugleich aber bildete`,
- `sich die Vorstellung von dem, was die Welt alles hervorbringt, was sie`,
- `bedarf, und was die Bewohner ihrer verschiedenen Teile gegen einander`,
- `auswechseln.`,
- ``,
- `Diese großen, im Frühjahr und Herbst eintretenden Epochen wurden durch`,
- `seltsame Feierlichkeiten angekündigt, welche um desto würdiger`,
- `schienen, als sie die alte Zeit, und was von dorther noch auf uns`,
- `gekommen, lebhaft vergegenwärtigten. Am Geleitstag war das ganze Volk`,
- `auf den Beinen, drängte sich nach der Fahrgasse, nach der Brücke, bis`,
- `über Sachsenhausen hinaus; alle Fenster waren besetzt, ohne daß den Tag`,
- `über was Besonderes vorging; die Menge schien nur da zu sein, um sich zu`,
- `drängen, und die Zuschauer, um sich unter einander zu betrachten: denn`,
- `das, worauf es eigentlich ankam, ereignete sich erst mit sinkender`,
- `Nacht, und wurde mehr geglaubt als mit Augen gesehen.`,
- ``,
- `In jenen ältern unruhigen Zeiten nämlich, wo ein jeder nach Belieben`,
- `Unrecht tat, oder nach Lust das Rechte beförderte, wurden die auf die`,
- `Messen ziehenden Handelsleute von Wegelagerern, edlen und unedlen`,
- `Geschlechts, willkürlich geplagt und geplackt, so daß Fürsten und andre`,
- `mächtige Stände die Ihrigen mit gewaffneter Hand bis nach Frankfurt`,
- `geleiten ließen. Hier wollten nun aber die Reichsstädter sich selbst und`,
- `ihrem Gebiet nichts vergeben; sie zogen den Ankömmlingen entgegen: da`,
- `gab es denn manchmal Streitigkeiten, wie weit jene Geleitenden`,
- `herankommen, oder ob sie wohl gar ihren Einritt in die Stadt nehmen`,
- `könnten. Weil nun dieses nicht allein bei Handels- und Meßgeschäften`,
- `stattfand, sondern auch wenn hohe Personen in Kriegs- und`,
- `Friedenszeiten, vorzüglich aber zu Wahltagen sich heranbegaben, und es`,
- `auch öfters zu Tätlichkeiten kam, sobald irgend ein Gefolge, das man in`,
- `der Stadt nicht dulden wollte, sich mit seinem Herrn hereinzudrängen`,
- `begehrte: so waren zeither darüber manche Verhandlungen gepflogen, es`,
- `waren viele Rezesse deshalb, obgleich stets mit beiderseitigen Vorbeh`,
- `halten, geschlossen worden, und man gab die Hoffnung nicht auf, den seit`,
- `Jahrhunderten dauernden Zwist endlich einmal beizulegen, als die ganze`,
- `Anstalt, weshalb er so lange und oft sehr heftig geführt worden war,`,
- `beinah für unnütz, wenigstens für überflüssig angesehen werden konnte.`,
- ``,
- `Unterdessen ritt die bürgerliche Kavallerie in mehreren Abteilungen, mit`,
- `den Oberhäuptern an ihrer Spitze, an jenen Tagen zu verschiedenen Toren`,
- `hinaus, fand an einer gewissen Stelle einige Reiter oder Husaren der zum`,
- `Geleit berechtigten Reichsstände, die nebst ihren Anführern wohl `,
- `empfangen und bewirtet wurden; man zögerte bis gegen Abend, und ritt`,
- `alsdann, kaum von der wartenden Menge gesehen, zur Stadt herein; da denn`,
- `mancher bürgerliche Reiter weder sein Pferd noch sich selbst auf dem`,
- `Pferde zu erhalten vermochte. Zu dem Brückentore kamen die bedeutendsten`,
- `Züge herein, und deswegen war der Andrang dorthin am stärksten. Ganz`,
- `zuletzt und mit sinkender Nacht langte der auf gleiche Weise geleitete`,
- `Nürnberger Postwagen an, und man trug sich mit der Rede, es müsse`,
- `jederzeit, dem Herkommen gemäß, eine alte Frau darin sitzen, weshalb`,
- `denn die Straßenjungen bei Ankunft des Wagens in ein gellendes Geschrei`,
- `auszubrechen pflegten, ob man gleich die im Wagen sitzenden Passagiere`,
- `keineswegs mehr unterscheiden konnte. Unglaublich und wirklich die Sinne`,
- `verwirrend war der Drang der Menge, die in diesem Augenblick durch das`,
- `Brückentor herein dem Wagen nachstürzte; deswegen auch die nächsten`,
- `Häuser von den Zuschauern am meisten gesucht wurden.`,
- ``,
- `Eine andere, noch viel seltsamere Feierlichkeit, welche am hellen Tage`,
- `das Publikum aufregte, war das Pfeifergericht. Es erinnerte diese`,
- `Zeremonie an jene ersten Zeiten, wo bedeutende Handelsstädte sich von`,
- `den Zöllen, welche mit Handel und Gewerb in gleichem Maße zunahmen, wo`,
- `nicht zu befreien, doch wenigstens eine Milderung derselben zu erlangen`,
- `suchten. Der Kaiser, der ihrer bedurfte, erteilte eine solche Freiheit`,
- `da, wo es von ihm abhing, gewöhnlich aber nur auf ein Jahr, und sie`,
- `mußte daher jährlich erneuert werden. Dieses geschah durch symbolische`,
- `Gaben, welche dem kaiserlichen Schultheißen, der auch wohl gelegentlich`,
- `Oberzöllner sein konnte, vor Eintritt der Bartholomäimesse gebracht`,
- `wurden, und zwar des Anstandes wegen, wenn er mit den Schöffen zu`,
- `Gericht saß. Als der Schultheiß späterhin nicht mehr vom Kaiser gesetzt,`,
- `sondern von der Stadt selbst gewählt wurde, behielt er doch diese`,
- `Vorrechte, und sowohl die Zollfreiheiten der Städte, als die Zeremonien,`,
- `womit die Abgeordneten von Worms, Nürnberg und Alt Bamberg diese uralte`,
- `Vergünstigung anerkannten, waren bis auf unsere Zeiten gekommen. Den Tag`,
- `vor Mariä Geburt ward ein öffentlicher Gerichtstag angekündigt. In dem`,
- `großen Kaisersaale, in einem umschränkten Raume, saßen erhöht die`,
- `Schöffen, und eine Stufe höher der Schultheiß in ihrer Mitte; die von`,
- `den Parteien bevollmächtigten Prokuratoren unten zur rechten Seite. Der`,
- `Aktuarius fängt an, die auf diesen Tag gesparten wichtigen Urteile laut`,
- `vorzulesen; die Prokuratoren bitten um Abschrift, appellieren, oder was`,
- `sie sonst zu tun nötig finden.`,
- ``,
- `Auf einmal meldet eine wunderliche Musik gleichsam die Ankunft voriger`,
- `Jahrhunderte. Es sind drei Pfeifer, deren einer eine alte Schalmei, der`,
- `andere einen Baß, der dritte einen Pommer oder Hoboe bläst. Sie tragen`,
- `blaue mit Gold verbrämte Mäntel, auf den Ärmeln die Noten befestigt, und`,
- `haben das Haupt bedeckt. So waren sie aus ihrem Gasthause, die Gesandten`,
- `und ihre Begleitung hintendrein, Punkt zehn ausgezogen, von`,
- `Einheimischen und Fremden angestaunt, und so treten sie in den Saal. Die`,
- `Gerichtsverhandlungen halten inne, Pfeifer und Begleitung bleiben vor`,
- `den Schranken, der Abgesandte tritt hinein und stellt sich dem`,
- `Schultheißen gegenüber. Die symbolischen Gaben, welche auf das genauste`,
- `nach dem alten Herkommen gefordert wurden, bestanden gewöhnlich in`,
- `solchen Waren, womit die darbringende Stadt vorzüglich zu handlen`,
- `pflegte. Der Pfeffer galt gleichsam für alle Waren, und so brachte auch`,
- `hier der Abgesandte einen schön gedrechselten hölzernen Pokal mit`,
- `Pfeffer angefüllt. Über demselben lagen ein Paar Handschuhe, wundersam`,
- `geschlitzt, mit Seide besteppt und bequastet, als Zeichen einer`,
- `gestatteten und angenommenen Vergünstigung, dessen sich auch wohl der`,
- `Kaiser selbst in gewissen Fällen bediente. Daneben sah man ein weißes`,
- `Stäbchen, welches vormals bei gesetzlichen und gerichtlichen Handlungen`,
- `nicht leicht fehlen durfte. Es waren noch einige kleine Silbermünzen`,
- `hinzugefügt, und die Stadt Worms brachte einen alten Filzhut, den sie`,
- `immer wieder einlöste, so daß derselbe viele Jahre ein Zeuge dieser`,
- `Zeremonien gewesen.`,
- ``,
- `Nachdem der Gesandte seine Anrede gehalten, das Geschenk abgegeben, von`,
- `dem Schultheißen die Versicherung fortdauernder Begünstigung empfangen,`,
- `so entfernte er sich aus dem geschlossenen Kreise, die Pfeifer bliesen,`,
- `der Zug ging ab, wie er gekommen war, das Gericht verfolgte seine`,
- `Geschäfte, bis der zweite und endlich der dritte Gesandte eingeführt`,
- `wurden: denn sie kamen erst einige Zeit nach einander, teils damit das`,
- `Vergnügen des Publikums länger daure, teils auch weil es immer dieselben`,
- `altertümlichen Virtuosen waren, welche Nürnberg für sich und seine`,
- `Mitstädte zu unterhalten und jedes Jahr an Ort und Stelle zu bringen`,
- `übernommen hatte.`,
- ``,
- `Wir Kinder waren bei diesem Feste besonders interessiert, weil es uns`,
- `nicht wenig schmeichelte, unsern Großvater an einer so ehrenvollen`,
- `Stelle zu sehen, und weil wir gewöhnlich noch selbigen Tag ihn ganz`,
- `bescheiden zu besuchen pflegten, um, wenn die Großmutter den Pfeffer in`,
- `ihre Gewürzladen geschüttet hätte, einen Becher und Stäbchen, ein Paar`,
- `Handschuh oder einen alten Räderalbus zu erhaschen. Man konnte sich`,
- `diese symbolischen, das Altertum gleichsam hervorzaubernden Zeremonien`,
- `nicht erklären lassen, ohne in vergangene Jahrhunderte wieder`,
- `zurückgeführt zu werden, ohne sich nach Sitten, Gebräuchen und`,
- `Gesinnungen unserer Altvordern zu erkundigen, die sich durch wieder`,
- `auferstandene Pfeifer und Abgeordnete, ja durch handgreifliche und für`,
- `uns besitzbare Gaben auf eine so wunderliche Weise vergegenwärtigten.`,
- ``,
- `Solchen altehrwürdigen Feierlichkeiten folgte in guter Jahrszeit manches`,
- `für uns Kinder lustreichere Fest außerhalb der Stadt unter freiem`,
- `Himmel. An dem rechten Ufer des Mains unterwärts, etwa eine halbe Stunde`,
- `vom Tor, quillt ein Schwefelbrunnen, sauber eingefaßt und mit uralten`,
- `Linden umgeben. Nicht weit davon steht der »Hof zu den guten Leuten«,`,
- `ehmals ein um dieser Quelle willen erbautes Hospital. Auf den`,
- `Gemeindeweiden umher versammelte man zu einem gewissen Tage des Jahres`,
- `die Rindviehherden aus der Nachbarschaft, und die Hirten samt ihren`,
- `Mädchen feierten ein ländliches Fest, mit Tanz und Gesang, mit`,
- `mancherlei Lust und Ungezogenheit. Auf der andern Seite der Stadt lag`,
- `ein ähnlicher nur größerer Gemeindeplatz, gleichfalls durch einen`,
- `Brunnen und durch noch schönere Linden geziert. Dorthin trieb man zu`,
- `Pfingsten die Schafherden, und zu gleicher Zeit ließ man die armen `,
- `verbleichten Waisenkinder aus ihren Mauern ins Freie: denn man sollte`,
- `erst später auf den Gedanken geraten, daß man solche verlassene`,
- `Kreaturen, die sich einst durch die Welt durchzuhelfen genötigt sind,`,
- `früh mit der Welt in Verbindung bringen, anstatt sie auf eine traurige`,
- `Weise zu hegen, sie lieber gleich zum Dienen und Dulden gewöhnen müsse,`,
- `und alle Ursach habe, sie von Kindesbeinen an sowohl physisch als`,
- `moralisch zu kräftigen. Die Ammen und Mägde, welche sich selbst immer`,
- `gern einen Spaziergang bereiten, verfehlten nicht, von den frühsten`,
- `Zeiten, uns an dergleichen Orte zu tragen und zu führen, so daß diese`,
- `ländlichen Feste wohl mit zu den ersten Eindrücken gehören, deren ich`,
- `mich erinnern kann.`,
- ``,
- `Das Haus war indessen fertig geworden, und zwar in ziemlich kurzer Zeit,`,
- `weil alles wohl überlegt, vorbereitet und für die nötige Geldsumme`,
- `gesorgt war. Wir fanden uns nun alle wieder versammelt und fühlten uns`,
- `behaglich: denn ein wohlausgedachter Plan, wenn er ausgeführt dasteht,`,
- `läßt alles vergessen, was die Mittel, um zu diesem Zweck zu gelangen,`,
- `Unbequemes mögen gehabt haben. Das Haus war für eine Privatwohnung`,
- `geräumig genug, durchaus hell und heiter, die Treppe frei, die Vorsäle`,
- `lustig, und jene Aussicht über die Gärten aus mehrern Fenstern bequem zu`,
- `genießen. Der innere Ausbau, und was zur Vollendung und Zierde gehört,`,
- `ward nach und nach vollbracht, und diente zugleich zur Beschäftigung und`,
- `zur Unterhaltung.`.
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