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goebelmasse

Botfrei.de ruft zur Datensparsamkeit auf… ein Kommentar

Dec 2nd, 2015
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  1. Mein Kommentar zu http://blog.botfrei.de/2015/12/aufruf-zur-datensparsamkeit/#comment-564690
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  3. Natürlich ist Gelegenheit günstig, jetzt anlässlich der »Datenveröffentlichung« durch VTech zu einer gelebten Haltung der Datensparsamkeit aufzurufen, wenn man auch dort, wo man »IT-Gipfel« veranstaltet, <a href="https://blog.kpmg.de/consulting/it-gipfel-neues-digitales-selbstbewusstsein/">auf völlig andere Ideen und Aufforderungen gekommen ist</a>. VTech hat durch die »Veröffentlichung« und klandestine dauerhafte Speicherung von Kinderdaten – so ist das eben mit »Big Data«, man lernt seine zukünftigen Kunden so früh wie möglich so alldurchwaltend wie möglich kennen – ein besonders großes Empörungspotenzial.
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  5. Und genau darin sehe ich das Problem. Das schnell aufgeschäumte Gefühl ist morgen schon vergessen, was bleibt, ist die Einfalt und Gedankenlosigkeit in der täglichen Nutzung von Handys, Tablets, Computern. VTech ist mitnichten der einzige große Fall von »spontanem Datenreichtum« bei einigen Crackern, und es handelt sich nicht einmal um den größten derartigen Fall. Ich habe irgendwann einmal mit <a href="http://spam.tamagothi.de/datenschleuder-seite/">einer (mit Sicherheit unvollständigen) Liste</a> angefangen, und die wächst zu meinem Missfallen jeden Monat um ein bis drei wirklich beachtliche Fälle von Datenschleuderei. So lange derartige Vorfälle keine unbedingte Haftung nach sich ziehen, so lange sind die Versprechen vom »Datenschutz« wertlos. Wirklicher Datenschutz ist ein betrieblicher Prozess, der mit Aufwand verbunden und eine Menge Geld kostet, während sich am Umsatz nichts verschlechtert, wenn beim »Datenschutz« gespart wird. Da ist die Entscheidung, die getroffen wird, klar (und übrigens auch nachvollziehbar). Und sie wird wohl überall am »Datenschutz« gespart, wo dies keine strafrechtlichen Konsequenzen hat und wo es kein nennenswertes Haftungsrisiko gibt. Dementspechend häufig landen die eingesammelten Daten aus den großen Datenbanken irgendwelcher Unternehmen letztendlich bei Kriminellen und werden von ihnen »benutzt«. Irgendwelche Unternehmen? Ach, VTech ist nicht gerade klein. T-Mobile USA (15 Millionen »veröffentlichte« Kundendatensätze) auch nicht. Epic Games (Forumsdatenbank »veröffentlicht«) ist ebenfalls keine kleine Klitsche. Und die Personalverwaltung der US-Bundesregierung (21,5 Millionen »veröffentlichte« Datensätze von Angestellten) sollte weder finanziell noch personell daran scheitern, ihre Daten halbwegs sicher zu halten. An Sonys monströse Datenschleudereien kann sich ja auch hoffentlich jeder noch erinnern.
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  7. Diese »Kleinigkeit« wird leider nur selten so deutlich kommuniziert, dass die Menschen bei ihrer »datenmäßigen Entblößung« eine auch nur halbwegs informierte Entscheidung treffen, und sie kann nur in dieser Form deutlich genug formuliert werden: <strong>Alle Daten, die irgendwelche Unternehmen über dich einsammeln, können in dieser Form bei wenig erfreulichen Zeitgenossen aus der Organisierten Kriminalität landen, ohne dass jemand für den Schaden, den das in deinem Leben anrichten kann, haftet</strong>. Das gilt selbstverständlich auch für alle Daten, die über <a href="http://spam.tamagothi.de/2012/02/15/trojanische-apps-sind-ueberall/">von Wirtschaftsunternehmen ausgelieferte Trojaner für das Smartphone</a> eingesammelt werden können.
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  9. Und das gilt auch dann noch, wenn VTech längst vergessen ist. (Außer vielleicht bei einigen größer gewordenen Kindern, deren Fotos und Chats an die Öffentlichkeit gekommen sind und die deshalb in ihrer gesamten Schulzeit damit aufgezogen werden – die werden VTech nicht so schnell vergessen, vielleicht sogar das eine ums andere Mal in ihrem Abschiedsbrief erwähnen, wenn sie sich in zusätzlicher pubertärer Verzweiflung zum Freitod entschließen.)
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  11. Mit einer weihnachtlichen Datenpreisgabefastenzeit – der eh niemand folgt, der seine zu kaufenden Geschenke lieber vom Paketboten liefern lässt als sie aus einer überfüllten und letztendlich unmenschlichen Innenstadt abzuholen – ist es nicht getan. Es muss eine breite Bewegung entstehen, die sich für die Ächtung und nach Möglichkeit sogar Kriminalisierung anlassloser Dateneinsammlungen stark macht. Weil die Menschenwürde nicht weggeklickt werden kann.
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